„Es geht um Synergie, Ethik und Dialog“

Mit ihrer Gründung vor zwölf Jahren übernahm die Griechische Akademie in München den Auftrag, einen bald 200 Jahre währenden erfolgreichen wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen Bayern und Griechenland fortzuführen und auszubauen.

Seitdem verfolgt die Akademie mit ihrem Engagement in Bildung und Wissenschaft wie auch in Wirtschaft und Politik das Ziel einer „qualitativen Integration“: die Bewahrung und Weitergabe eigener Identität bei gleichzeitiger Mitgestaltung des öffentlichen Lebens. Die enge Kooperation mit verschiedensten Institutionen und mit Vertretern des GriechischenStaates sowie der Bayerischen Staatsregierung haben die Akademie im Laufe der vergangenen zwölf Jahre zu einem Ort des Zusammenkommens geformt. Sie ist zu einer wichtigen Plattform der Begegnung, des Dialogs und der Verständigung geworden. Die Notwendigkeit und Bedeutung solch integrativer Zusammenarbeit ist heute offenkundiger denn je, wie die allgemeine Tagespolitik zum Thema Griechenland belegt. Sowohl die heftige Diskussion um die EU-Wirtschaftspolitik, als auch die gemeinsamen Anstrengungen

zur Lösung der Flüchtlingsfrage stehen im Mittelpunkt des aktuellen Miteinanders. Wir erinnern uns: Seit 1981 ist Griechenland Mitglied der EU, seit 1945 Mitglied der Vereinten Nationen, außerdem der OECD, der NATO, der OSZE und des Europarats. Der „Index für menschliche Entwicklung“ der Vereinten Nationen zählt Griechenland zu den „sehr hoch entwickelten“ Staaten. Alles bestens? Nein. Zweifel an Griechenlands Integrationsfähigkeit beherrschen den politischen Diskurs. Von politischem Klientelismus ist schon lange die Rede, aber auch von Korruption und der Erschleichung der Mitgliedschaft in der EU. 

Ein ordnungsgemäßer Schuldendienst erwächst zum Maßstab der Berechtigung, in Europa„ dazu zu gehören“. Die EU, selbst keine politische Einheit, beanstandet – etwas diffus – eine fehlende politische Korrektheit Griechenlands. Plötzlich wachen wir auf. Griechenland – wird es auf ein „schönes, preiswert komfortables Urlaubsland“ zurückgestuft? Oder: Griechenland – das schwarze Schaf Europas?

Die Akademie sieht sich heute mehr denn je darin bestärkt, den Kulturaustausch zwischen Griechenland und Bayern zu fördern und zu intensivieren, um gefährlichen, möglicherweise zersetzenden Vorurteilen entgegenzuwirken. In den kommenden Jahren werden hunderttausende Menschen in Europa eine neue Zukunft, eine neue Heimat suchen und die Europäische Gemeinschaft auf eine Probe stellen, die starken Zusammenhalt und kollektiven Gemeinsinn fordern wird. Um diese Aufgabe erfolgreich zu meistern, wird es ebenso wie in der Diskussion über Griechenland nicht zuletzt um dieselben Fähigkeiten und Grundsätze gehen, deren Namen wir wie vieles andere aus dem Griechischen übernommen haben: Synergie, Ethik und Dialog. Der Vorstand und das Kuratorium der Griechischen Akademie danken allen, die zum Erfolg der Akademie beigetragen haben.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.

Herzlichst

Stavros Kostantinidis

Vorsitzender der Griechische Akademie e.V.